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Zürcher Verkehrsverbund: Anteil Vertriebskanäle und Transaktionskosten18.06.2023

Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) hat in seinen Geschäfts- und Strategieberichten der vergangenen Jahre jeweils für die verschiedenen Vertriebskanäle deren Anteil an der Anzahl verkaufter Fahrausweise und die Vertriebskosten publiziert. Ebenso finden sich in diesen Berichten Angaben zur Herkunft der Einnahmen (ZVV/Z-Pass-Tickets versus Einnahmen aus Direktem Verkehr/GA-/Halbtax-Tarif). Nachfolgend eine Übersicht der Entwicklung von 2016 bis 2022.

2016

2016 hat der ZVV über seine eigenen Kanäle 49.64 Mio. Fahrausweise ausgegeben. Erstmals lag 2016 der Anteil verkaufter Fahrausweise beim E-Ticketing höher als an den bedienten Schaltern. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der erworbenen E-Tickets von 5.87 Mio. (2015) auf 8.24 Mio. (2016). Anzahlmässig wurden jedoch weiterhin und mit grossem Abstand am meisten Fahrscheine über die Automaten verkauft (62.7 %).

ZVV Anteil Vertrieb 2016
Abbildung 1: Anteil der Anzahl verkaufter Fahrausweise nach Vertriebskanal im Jahr 2016.

2017

2017 hat der ZVV über seine eigenen Kanäle 51.99 Mio. Fahrausweise ausgegeben. Die Anzahl E-Tickets hat nochmals stark zugelegt: 11.23 Mio. wurden über diesen Verkaufskanal abgesetzt, was einer Zunahme um 2.99 Mio. innert Jahresfrist entspricht. Auch Prozentual ist der Anteil der E-Tickets stark gestiegen: Um 5.0 Prozentpunkte auf 21.6 %. Über die Automaten wurden weiterhin sowohl prozentual als auch absolut am meisten Fahrscheine verkauft. Der Anteil ist jedoch zum dritten Mal in Folge rückläufig und liegt 2017 um 8.0 Prozentpunkte unter dem Wert von 2014. Auch in absoluten Zahlen wurden 2017 rund 400'000 Fahrausweise weniger an den Automaten verkauft als noch 2016, dies bei insgesamt steigender Zahl verkaufter Fahrausweise.

ZVV Anteil Vertrieb 2017
Abbildung 2: Anteil der Anzahl verkaufter Fahrausweise nach Vertriebskanal im Jahr 2017.

2018

2018 hat der ZVV über seine eigenen Kanäle 53.75 Mio. Fahrausweise ausgegeben. Die Anzahl E-Tickets hat nochmals stark um 5.6 Prozentpunkte zugelegt und erstmals einen Anteil von über einem Viertel erreicht. Unter die E-Tickets fallen auch die Check-in-Check-out-Tickets, die auf dem System von lezzgo-basieren: Dabei wird das Ein- und das Aussteigen aus einem öffentlichen Verkehrsmittel am Mobiltelefon bestätigt und das lezzgo-System bestimmt dann den optimalen Fahrausweis für alle an einem Tag unternommenen Fahrten. lezzgo ist im ZVV seit April 2018 im Testbetrieb und der Markttest soll bis Ende 2019 laufen. Die E-Tickets sind der einzige Verkaufskanal der anteilmässig noch wächst. Bei den Automatentickets reicht die Zunahme der Reisenden gerade noch, damit der Rückgang der Anzahl verkaufter Fahrausweise in absoluten Zahlen nur gering ist. So wurden z.B. 2015 noch weniger Tickets über Automaten verkauft als jetzt 2018 - obwohl der Anteil des Verkaufskanals um 8.3 Prozentpunkte abgenommen hat.

ZVV Anteil Vertrieb 2018
Abbildung 3: Anteil der Anzahl verkaufter Fahrausweise nach Vertriebskanal im Jahr 2018.

2019

2019 hat der ZVV über seine eigenen Kanäle 57.91 Mio. Fahrausweise ausgegeben. Die E-tickets haben erneut sehr stark zugelegt und sind jetzt der einzige Vertriebskanal der sowohl prozentual (10.1 Prozentpunkte) als auch absolut (rund 7 Mio. zusätzliche Tickets im Vergleich zum Vorjahr) noch zulegt. Über die Ticketautomaten wurden 2019 2 Mio. Tickets weniger als noch im Vorjahr verkauft. Auch innerhalb der E-Tickets ist ein klarer Trend erkennbar: Zum Jahresende 2019 war bereits ein Viertel (25.4 %) der E-Tickets Check-in-Tickets. Bei diesen Tickets genügt es, sich beim Einsteigen in ein Verkehrsmittel über die App anzumelden und beim Aussteigen wieder abzumelden. Am Ende des Tages wird dann aus all den ausgeführten Fahrten das für den Reisenden optimale Ticket verrechnet. Check-in-Tickets wurden 2018 vorerst testweise eingeführt, die breite Akzeptanz hat diese Art des Fahrausweiserwerbs zum Standard-Angebot gemacht.

ZVV Anteil Vertrieb 2019
Abbildung 4: Anteil der Anzahl verkaufter Fahrausweise nach Vertriebskanal im Jahr 2019.

2020

2020 hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen: Der ZVV hat über seine eigenen Kanäle mit noch 37.32 Mio. rund 20 Mio. weniger Fahrausweise als im Vorjahr ausgegeben. In absoluten Zahlen haben alle Verkaufskanäle Einbussen erlitten. Bezogen auf den relativen Anteil hat aber das Wachstum beim Vertriebskanal "E-Ticket" nochmals zugenommen und 11.2 Prozentpunkte erreicht. Dies dürfte sicherlich auch teilweise auf das Gebot zur Kontaktvermeidung zurückzuführen sein. Damit wurden erstmals mehr Fahrkarten als E-Ticket ausgegeben als über Automaten verkauft. Da von März bis September 2020 infolge der Corona-Massnahmen keine Fahrkarten von den Chauffeuren verkauft wurden ist es nicht erstaunlich, dass der Anteil dieses Verkaufskanals innert Jahresfrist 60 % seines Anteils eingebüsst hat.

ZVV Anteil Vertrieb 2020
Abbildung 5: Anteil der Anzahl verkaufter Fahrausweise nach Vertriebskanal im Jahr 2020.

2021

Auch 2021 zeigen sich weiterhin Auswirkungen der Corona-Pandemie. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl verkaufter Fahrausweise zwar um 9.5 Mio. angestiegen. Damit liegt die Zahl verkaufter Fahrausweise etwa in der Mitte zwischen dem Rekordwert 2019 (57.9 Mio.) und dem letztjährigen Einbruch (37.3 Mio.), der öV wird jedoch weiterhin weniger genutzt als vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Der Anstieg erfolgte praktisch ausschliesslich über die E-Tickets, die in absoluten Zahlen gegenüber dem Vorjahr um 9.3 Mio. zunahmen. Auf tiefem Niveau hat auch der Verkauf über die Chauffeure um 50 % gegenüber dem Vorjahr zugenommen (+0.5 Mio. Fahrausweise). Nachdem letztes Jahr die E-Tickets erstmals den Verkaufskanal Automaten überholt haben, sind jetzt bereits deutlich mehr als die Hälfte aller Fahrausweise E-Tickets (58.5 %). Vier Jahre zuvor, wiesen noch die Automaten mit 59.1 % einen ähnlich hohen Anteil auf - 2021 ist der Anteil Fahrausweise aus Automaten aber bereits auf unter 35 % gefallen.

ZVV Anteil Vertrieb 2021
Abbildung 6: Anteil der Anzahl verkaufter Fahrausweise nach Vertriebskanal im Jahr 2021.

2022

Das Jahr 2022 hat im Verkauf der Fahrausweise zwei auffällige Veränderungen gegenüber dem Vorjahr hervorgebracht: In absoluten Zahlen wurden 2022 63.2 Mio. Fahrausweise verkauft. Dies ist ein Plus von 16.4 Mio. (+35 %!) gegenüber dem Vorjahr, es ist aber auch deutlich mehr als beim bisherigen Rekord im Jahr 2019 (57.9 Mio) und damit vor der Corona-Zeit. Hauptursache dürfte dabei der Trend bei den E-Tickets sein: Allein bei den E-Tickets stieg die Anzahl Tickets um mehr als 13 Mio. (siehe auch Abbildung 8). Dies dürfte darauf zurück zu führen sein, dass wegen weiterhin verstärkter Home-Office-Arbeit Abonnemente weniger gefragt sind und andererseits ist der mobile Erwerb von E-Tickets nochmals viel einfacher geworden (z.B. mit einfachen Ein-/Auschecken-Funktionen). Der Anstieg bei den E-Tickets ist dabei anteilsmässig praktisch vollständig auf Kosten der Automaten gegangen: In Selbstbedienung beträgt der Anteil der Automaten mittlerweile weniger als einen Drittel (31 %), dies nachdem die E-Tickets erst 2020 die Automaten erstmals überholt hatten. In absoluten Zahlen wurden aber auch an den Automaten etwas mehr Tickets verkauft als im Vorjahr.

ZVV Anteil Vertrieb 2021
Abbildung 7: Anteil der Anzahl verkaufter Fahrausweise nach Vertriebskanal im Jahr 2022.

Entwicklung Anzahl verkaufter E-Tickets

ZVV Anzahl verkaufte E-Ticket
Abbildung 8: Anzahl verkaufte E-Tickets pro Jahr.

2022 stammten fast 2/3 der Fahrausweise aus dem Verkauf von E-Tickets. Mit 40.7 Mio. E-Tickets wurde der bisherige Rekord aus dem Vorjahr um 13.3 Mio. resp. um 49 % übertroffen. Wie bei der allgemeinen Bilanz für 2022 bereits erwähnt, dürfte der noch einfachere mobile Erwerb von E-Tickets mittels der simplen Ein-/Auschecken-Funktion dabei eine wesentliche Rolle für diesen rasanten Anstieg spielen.

Vertriebskosten

Interessant sind auch ergänzende Zahlen aus den Strategieberichten 2020-2023 resp. 2024-2027. In diesen Berichten sind die Transaktionskosten pro Fahrausweis für die fünf ZVV-Vertriebskanäle E-Ticketing, Ticketautomaten, Chauffeur, Contact Center und bediente Schalter vor Ort ausgewiesen. Dabei wurden jedoch die Kosten für die Basissysteme und für Provisionen nicht berücksichtigt. Die Kosten im Jahr 2016 variieren dabei von CHF 0.2 pro Fahrausweis beim E-Ticketing bis CHF 5.2 beim bedienten Verkauf vor Ort, im Jahr 2019 liegt die Spanne zwischen CHF 0.7 und CHF 6.4.

ZVV Vertriebskosten pro Fahrausweis und Verkaufskanal
Abbildung 9: Vertriebskosten (CHF) pro Fahrausweis nach Vertriebskanälen im Jahr 2016 resp. 2019

Selbstverständlich muss bei der Interpretation dieser Zahlen berücksichtigt werden, dass die verschiedenen Sorten von Fahrausweisen nicht gleichmässig über alle Vertriebskanäle abgesetzt werden und der Umsatz dementsprechend auch nicht proportional zur Anzahl verkaufter Fahrausweise ist. 2016 betrugen die Transaktionskosten (berechnet aus den obigen Vertriebskosten pro Ticket und der absoluten Anzahl verkaufter Tickets pro Verkaufskanal) für den Verkauf über Automaten CHF 28.0 Mio., was knapp weniger als für die bedienten Schalter vor Ort mit CHF 29.4 Mio. ist. Beide Kosten liegen jedoch weit über den absoluten Transaktionskosten des E-Ticketing mit nur CHF 1.65 Mio. 2019 hat sich jedoch bereits eine grosse Veränderung ergeben: Die Transaktionskosten für die verschiedenen Arten des E-Ticketings haben sich innerhalb von drei Jahren fast verzehnfacht und betragen 2019 bereits CHF 15.1 Mio. In der gleichen Zeit sind die Kosten für den Vertriebskanal Ticketautomaten nur gering gestiegen und für den bedienten Verkauf vor Ort um etwas mehr als CHF 2 Mio. zurück gegangen.

ZVV Vertriebskosten pro Verkaufskanal total
Abbildung 10: Summe der Vertriebskosten (Mio. CHF) nach Vertriebskanälen im Jahr 2016 resp. 2019

Teilt man die totalen Vertriebskosten über alle Kanäle mit der totalen Anzahl verkaufter Fahrausweise, so ergibt sich für den ZVV ein Durchschnittspreis von CHF 1.328 (im Jahr 2016) resp. CHF 1.299 (im Jahr 2019). Obwohl die Kosten für das E-Ticketing stark angestiegen sind, sanken die durchschnittlichen Kosten pro Fahrausweisverkauf daher um rund 2 %. Dies weil in der gleichen Zeit auch die Zahl verkaufter Fahrausweise stark zugelegt hat und der E-Ticket-Verkaufskanal trotz deutlichem Anstieg des Aufwands auch 2019 die geringsten Kosten pro Fahrausweis aufweist.

Einnahmenvergleich ZVV/Z-Pass-Tickets und Direkter Verkehr/GA/HT

In den Strategieberichten weist der ZVV jeweils auch aus, wie hoch die Einnahmen aus dem Verkauf von ZVV und Z-Pass spezifischen Fahrausweisen und wie hoch die Erlöse aus dem Direkten Verkehr und dem Fahrkartensortiment des Generalabonnement- und Halbtaxtarifs sind. Der Anteil des Direkten Verkehrs und der GA- und Halbtax-Erlöse an den gesamten Einnahmen ist dabei vergleichsweise konstant. von 2007 bis 2011 lag er zwischen 11.4 und 11.9 % und von 2012-2019 zwischen 9.5 und 10.6 %. 2020 ist der Anteil auf über 12 % angestiegen. Dies dürfte jedoch ein Sondereffekt sein, da der Rückgang aufgrund der Corona-Pandemie bei GA- und Halbtax anders verläuft, als bei den kurzfristigen Angeboten. Dies legt auch das Ergebnis für 2022 nahe, wo der Wert wieder bei 10.3 % liegt. Die Einnahmenaufteilung und auch die absoluten Einnahmen von 2022 liegen sehr nahe bei den Werten von 2017 und damit immer noch etwas unter dem Niveau vor Corona.

Einnahmenvergleich ZVV/Z-Pass-tickets versus Direkter Verkehr/GA/HT
Abbildung 11: Vergleich der Einnahmen aus dem Verkauf von ZVV/Z-Pass-Tickets und dem Erlösanteil aus dem Direkten Verkehr, dem Generalabonnement- und dem Halbtax-Tarif.
Originalartikel vom 12.08.2017 ergänzt am 29.07.2018 mit Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2017, am 29.06.2019 mit Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2018, am 28.06.2020 mit Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2019, am 25.07.2021 mit Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2020 und dem Strategiebericht 2024-2027, am 28.07.2021 mit dem Einnahmenvergleich ZVV/Z-Pass versus Direkter Verkehr/GA/HT, am 17.09.2022 mit Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2021 und am 18.06.2023 mit Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2022.